Farbe, Pinsel, Augenmaß
Band 39
Elisabeth Plößl, Thomas Schindler (Hg.)
Farbe, Pinsel, Augenmaß
Malerarbeit in schwäbischen Dörfern
96 S., mit zahlreichen farbigen Abbildungen
ISSN 0935-4433
Oberschönenfeld: 2008
Preis: 12,00 EUR
Zum Inhalt:
Bis in die 1960er Jahre zählten Maler zu den am häufigsten ins Haus geholten Handwerkern, denn sie verfügten als einzige über das nötige Fachwissen in Bezug auf das Mischen und Streichen von Farben. Darüber hinaus war beim Anstreichen auch das sprichwörtliche ‚rechte Augenmaß’ notwendig, das erst durch viel Übung erworben werden konnte. Dieses Wissen war letztlich ein ausschlaggebender Grund dafür, dass Maler überhaupt gebraucht wurden. Der Bedeutung dieses alten gestaltenden Handwerks nachforschend, widmet das Schwäbische Volkskundemuseum Oberschönenfeld dem Thema eine große Sonderausstellung.
Von 2005 bis 2007 hat das Museum mehrere tausend Objekte aus der Malerwerkstatt des Adalbert Hösle junior in Langenhaslach (Gemeinde Neuburg a. d. Kammel, Lkr. Günzburg) in seinen Bestand überführt. Die Übernahme umfasste eine Vielzahl unterschiedlicher Dokumente und Werkzeuge, also den ‚Kern’ des ehemaligen Betriebes.
Ziel der Übernahme war die Dokumentation eines ländlichen Handwerksbetriebs, der trotz seiner Einzigartigkeit für Schwaben insgesamt keine Seltenheit darstellt. Vielmehr sollte ein typisches Beispiel für ländliches Malerhandwerk in Bayerisch-Schwaben museal gesichert werden.
Der Langenhaslacher Malermeister Adalbert Hösle (1920-2004) arbeitete als Landhandwerker für einen regionalen Kundenkreis. Er trat in den 1930er Jahren als Lehrling in die väterliche Werkstatt ein, die er anschließend von 1948 bis 1992 führte. Heute erinnert man sich an ihn auch als einen Kreativen, dessen facettenreiches Schaffen Ölgemälde genauso wie Fassadenmalereien oder Krippenhintergründe umfasste. Als Maler wurde er seines Könnens wegen hoch geschätzt, und sein Handwerk war ihm Brotberuf und Berufung zugleich.
Mit aktuellen Bezügen führt die Malerwerkstatt Hösle Langenhaslach in die kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung dieses alten Handwerks umfassend ein. Vor allem werden auch die Person und Persönlichkeit Adalbert Hösle sichtbar, die Malertätigkeit wird mit einer Biografie und einem Gesicht verbunden: „Wer die Geschichte des Handwerks in Bayern wirklich verstehen will, wird sich auf zahlreiche regionale und lokale Spezifika, sehr viele unterschiedliche Produktionsweisen und Betriebsformen und auf vielfältige Lebensläufe und Lebensformen von Meistern und Meisterinnen, ihren Familienangehörigen, Gesellen und Lehrlingen einlassen müssen“, so der Landeshistoriker Prof. Dr. Ferdinand Kramer 2006.
Erschienen in der Schriftenreihe der Museen des Bezirks Schwaben, Band 39, hg. von Elisabeth Plößl und Thomas Schindler.
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