Künstlernachlässe aus Schwaben finden eine neue Heimat im Weiherhof des Klosters Oberschönenfeld

21. August 2017: „Der heutige Tag ist ein besonderer Tag“. Darüber waren sich alle Beteiligten bei einer gemeinsamen Begehung des Weiherhof-Geländes am 17. August einig.
von links nach rechts: Landrat Martin Sailer, Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Äbtissin Gertrud Pesch und Max Strehle, ehemaliges Mitglied des Landtages bei der Begehung des Weiherhof-Geländes

von links nach rechts: Landrat Martin Sailer, Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Äbtissin Gertrud Pesch und Max Strehle, ehemaliges Mitglied des Landtages bei der Begehung des Weiherhof-Geländes

Der weitläufige, zum Kloster Oberschönenfeld gehörende Gebäudekomplex soll als künftiges Depot für Schwabens Künstlernachlässe ausgebaut werden. Gekommen waren zur Besichtigung des seit 2012 ungenutzten Gebäudekomplexes neben Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert auch Landrat Martin Sailer, Max Strehle, MdL i. R., und Äbtissin Gertrud Pesch.

Gemeinsam mit dem Landkreis Augsburg und der Abtei Oberschönenfeld hat es sich der Bezirk zur Aufgabe gemacht, dem seit 2012 verlassenen Weiherhof bei Gessertshausen neues Leben einzuhauchen. 18.000 Quadratmeter groß ist das Ensemble, das in den Stauden, nahe des Klosters Oberschönenfeld, liegt.

Für Äbtissin Gertrud Pesch ist der Tag deshalb so besonders, weil der Weiherhof die Wiege der Zisterzienserinnen ist.

Überlieferungen zufolge soll sich im Hochmittelalter an diesem Ort der erste Sitz des Oberschönenfelder Frauenklosters befunden haben. Während der Säkularisation wurde der Hof privatisiert. 2012 kam er als Schenkung wieder zurück zum Kloster. Die Kontakte des ehemaligen stellvertretenden Landrats Max Strehle machte die Rückführung des Weiherhofes zum Kloster möglich.

Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert erläuterte die Notwendigkeit eines solchen Kunst-Depots: Die Nachfrage nach Aufbewahrungs- und Sammelstellen für bildende Kunst wachse stetig. Allein bei den beiden schwäbischen Berufsverbänden bildender Künstler (BBK), die beim Bezirk Schwaben schon des Öfteren diesbezüglich nachgefragt hatten, sind über 500 Mitglieder aktiv, daneben sind weitere zahlreiche Künstlerinnen und Künstler ohne BBK-Mitgliedschaft tätig. „Es gibt eine wachsende Zahl an Künstlernachlässen in Schwaben, die professionell aufbewahrt und deponiert werden müssen", so Reichert.

Das Depot soll im Nebengebäude, dem sogenannten Weiherhof-Stadl, entstehen. Hier werden die Nachlässe ausgewählter schwäbischer Künstler dann ab 2018 wissenschaftlich erfasst, restauratorisch gesichert, gelagert, archiviert, dokumentiert und natürlich erforscht. Bis nächstes Jahr soll der Stadl mit 500 Quadratmetern Grundfläche fertig ausgebaut werden.

Welcher künstlerische Nachlass in das Depot im Weiherhof kommt und welcher nicht, darüber soll ein Fachgremium entscheiden. „Dies ist ein sehr sensibles Thema", so Reichert weiter. Kunstsachverständige sollen in der Jury genauso vertreten sein, wie der BBK und Universitäten. Natürlich ist eine Voraussetzung für die Aufnahme ins Depot ein „Bezug zu Schwaben".

Fest steht jedoch, dass das Kunst-Depot erst einmal ausschließlich für malende Künstler zugänglich sein soll. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert: „Kunstwerke sind Teil unserer Erinnerungskultur und gehören, falls dies nicht auf privatem Wege erfolgen kann, in öffentliche Obhut genommen." Landrat Martin Sailer begrüßt die neue Nutzung des Weiherhofes: „Kunst und Kultur spielen für den Landkreis Augsburg eine große Rolle - und wir freuen uns, dass so dem Weiherhof künstlerisches Leben eingehaucht wird."

Das Hauptgebäude mit der Barockfassade soll nach Fertigstellung für Ausstellungen, Vorträge oder Ateliers genutzt werden. Darüber hinaus gibt es Überlegungen, Kunststudenten dort kostenfrei wohnen und arbeiten zu lassen oder Artists in Residence beherbergen zu könnten. Die zum Ensemble gehörende Kapelle wurde bereits 2013/2014 neu renoviert.